Im Selbstverständnis der deutschen Wehrmacht wird eine klare Einstellung hinsichtlich seelisch-psychischer Erkrankungen oder anderer psychischer Auffälligkeiten deutlich: Soldaten, die nach nationalsozialistisch-ideologischem Verständnis nicht dem geforderten Bild eines deutschen Soldaten entsprachen, indem sie beispielsweise [psychische] Schwäche zeigten, wurden als „minderwertige Persönlichkeiten mit einem mangelhaft ausgebildeten Charakter“ abgeurteilt. Sie bedeuten aus der Sicht der Wehrmachtsführung, besonders im Vergleich zu Soldaten mit anderen – sichtbar kriegsbedingten – Erkrankungen eine vermeintliche Schwächung der Kampfmoral. Ein Zusammenhang zwischen den Kriegserlebnissen und der seelischen Erkrankung wurde dabei kategorisch ausgeschlossen und die psychischen Symptome der Soldaten wurden ausschließlich mit einer charakterlichen und angeborenen Minderwertigkeit erklärt. Dieses Buch versucht anhand ausgewählter Fallbeispiele den militärmedizinischen Alltag psychisch kranker Marinesoldaten zu skizzieren, die zwischen 1941 und 1945 in den Marinelazaretten Wilhelmshaven und Sanderbusch sowie in der Heil- und Pflegeanstalt in Wehnen behandelt wurden. Neben grundlegenden strukturellen und organisatorischen Aspekten des Marinesanitätswesens wird gleichsam aufgezeigt, inwieweit die Kriegsmarine bzw. dessen Marinesanitätsdienst in das System der Sterilisationen im Rahmen von Erbgesundheitsverfahren wie auch des nationalsozialistischen Krankenmordes involviert war.
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Vernichtung lebensunwerter Soldaten?
Die nationalsozialistische Militärpsychiatrie in der deutschen Kriegsmarine - das Beispiel Wilhelmshavenzzgl. Versandkosten
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