Mit dem Abbruch der Martinskirche von Ermhof endete 1979 eine rund 1200-jährige kirchliche Tradition an diesem Ort. Diente das Gotteshaus seit seiner Profanierung im Jahr 1806 zwar nur noch als landwirtschaftliches Lagergebäude, hatte sich die mittelalterliche Bausubstanz bis zum Abbruch, wenngleich in den letzten Jahren stark baufällig, doch zu großen Teilen erhalten. 27 Jahre nach ihrem Verschwinden bildete ein archäologisches Ausgrabungsprojekt dann den Auftakt zur Erforschung der in Vergessenheit geratenen, kleinen Kirche. Zugleich war dieses Projekt auch Ausgangspunkt für die Errichtung der Historischen Informationsstätte St. Martin in Ermhof, an der die Geschichte der Martinskirche und der zugehörigen Siedlungskammer anschaulich vermittelt wird und an der über 200 Jahre nach dem Ende der sakralen Nutzung des Platzes zu besonderen Anlässen wieder Gottesdienste und Kirchweihfeiern stattfinden. Das vorliegende Buch bietet die Darstellung und Deutung der baugeschichtlichen Entwicklung der Martinskirche von ihrer Gründung in der Karolingerzeit bis in das 18. Jahrhundert und setzt diese in den Kontext der mittelalterlichen Siedlungs-, Herrschafts- und Kirchengeschichte des Raums an der Grenze der heutigen bayerischen Regierungsbezirke Oberpfalz und Mittelfranken. Durch die archäologische und anthropologische Auswertung der bei der Ausgrabung erfassten Gräber des mittelalterlichen Friedhofs wird zudem ein wichtiger Einblick in die Lebensbedingungen der Bevölkerung in und um Ermhof vom späten Frühmittelalter bis zum 13. Jahrhundert gegeben. Die Buchpublikation liefert somit einen wertvollen, vielfältigen und fachübergreifenden Beitrag zur mittelalterlichen Geschichte des ländlichen Raums im heutigen Nordbayern.Ein Beitrag
Archäologie in Niedersachsen Band 12/2009
12,90 €Seit es ihn als bewusstes und denkendes Wesen gibt, macht sich der Mensch Gedanken über den Tod, wie es wohl ist, zu sterben und was danach kommen mag. Begräbnisritual und Grabform spiegeln aber nicht nur die Trauer der Angehörigen wider, sondern sind auch gesellschaftliche oder politische Ausdrucksmittel. Das diesjährige Schwerpunktthema zeigt, wie Archäologen versuchen, sich mit Hilfe von Grabfunden dem Umgang mit dem Tod in längst vergangenen Zeiten anzunähern. Heutige Vorstellungen auszublenden und sich gedanklich darauf einzulassen, was die Menschen damals angetrieben hat, ihre Verstorbenen gerade so zu versorgen, wie Archäologen sie vorfinden, ist dabei eine spannende, aber auch sensible Aufgabe. Anthropologische Analysen von Skelettresten bestätigen vielfach die Interpretation der Grabfunde, können aber auch zu Erkenntnissen führen, die zu einem radikalen Umdenken zwingen.
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