Als Franz Radziwill im Jahr 1920 den Ort Dangast kennenlernte, war dieser ein Kleinod inmitten ursprünglicher Landschaft. 1923 kaufte sich Radziwill ein kleines Fischerhaus, das heute dem kunstinteressierten Publikum offen steht. Die spröde Nordseeregion, die von den Gezeiten beherrscht wird, blieb zeitlebens die fundamentale Quelle seines künstlerischen Schaffens. Schon die Brücke-Maler ließen sich von dem idyllischen Ort inspirieren, der wie eine Halbinsel in den Jadebusen ragt. Umso skeptischer registrierte Radziwill den allmählichen Wandel des Dorfes, als mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Tourismus in seine Wahlheimat einbrach und Wohnwagenkolonien den Küstenstreifen bedeckten. Die wachsende Infrastruktur verdrängte zunehmend den reizvollen Blick auf die Felder und das Wattenmeer. Als Künstler der Gegenständlichkeit verpflichtet, war es nur konsequent, dass Radziwill jegliche Eingriffe des Menschen in den Naturraum zum Thema seiner Malerei machte. Sein „symbolischer Realismus“ wurde zur eindringlichen Botschaft seiner Anklage gegen den vermeintlichen Fortschritt. Schließlich erscheint die freie Sicht auf die Landschaft, die gegenüber den frühen Gemälden nachvollziehbar ist, eingeschränkt oder schlicht verbaut. Im Katalog werden die Bilder einstiger Naturverbundenheit seinem zivilisationskritischen Spätwerk gegenübergestellte. Als einer der ersten Künstler der deutschen Nachkriegsära, der Themen wie Naturverlust und Umweltzerstörung in die eigene Kunst einbrachte, gilt Franz Radziwill als Chronist seiner zeit. Er schuf Motive, die bis heute nicht an Aktualität verloren haben.
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Die Halbinsel der Seligen
Franz Radziwillzzgl. Versandkosten
Im Rahmen eines engagierten Kooperationsprojekts widmen sich das Franz Radziwill Haus und das Schlossmuseum Jever dem zivilisationskritischen Spätwerk des Malers. Als Fortsetzung der Ausstellung „In der Nähe des Paradieses“ 2013 werden im Dangaster Künstlerhaus herausragende Gemälde präsentiert, die eine deutliche Stellungnahme des Malers zur Naturgefährdung durch den Menschen vermitteln. Parallel dazu wird in Jever das umweltpolitische Wirken des Künstlers ausführlich dokumentiert.
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