Der Aufstieg von Delmenhorst zur größten Industriestadt im Großherzogtum Oldenburg zog in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg eine große Zahl von Arbeitswanderern in die Jute-, Linoleum- und insbesondere Wollefabriken der nordwestdeutschen Stadt.
Erstmalig liegt eine Monographie über die von weit her kommenden Arbeitswanderer vor, die als Fabrikarbeiter ein Auskommen in den Industriebetrieben fanden. Sie kamen sowohl aus dem zu Österreich-Ungarn gehörenden Böhmen und Galizien, wie auch aus entfernten Regionen des Deutschen Reichs, dem Eichsfeld, der Provinz Posen und Oberschlesien. Der Akzent dieser Studie liegt auf den spezifischen sozial- und mentalitätsgeschichtlichen Prägungen sowie religiösen und kulturellen Besonderheiten, die als unsichtbares Wanderungsgepäck mit nach Delmenhorst gebracht wurden. Anhand zahlreicher Fallbeispiele werden Fragen der Zuwanderung und Integration aufgezeigt und nicht zuletzt durch eine Vielzahl an Fotos aus privaten Archiven spannende Einblicke in die vielfach sehr eigene Lebenswelt der Zuwanderer im Kaiserreich vermittelt. Dieser Band leistet über die Vergegenwärtigung eines zentralen Abschnitts der Delmenhorster Lokalgeschichte hinaus einen Beitrag zur wissenschaftlichen Dokumentation und Erforschung der Wanderungsgeschichte in Deutschland im Zeitalter der Industrialisierung.
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